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Neu -land, -beginn und -igkeit

28 Mai Neue Wege auf altem Pflaster

Hänsel und Gretel

Ich habe lange diesen Blog betrieben. 2009 habe ich angefangen und 2015 aufgehört. Ich bin damals Papa geworden. Ich war in der ganz heißen Phase meiner Dissertation. Mein Stipendium war ausgelaufen und ich verdingte mich nebenberuflich als Medienpädagoge, Bäumeverschneider, Strom- und Gaszählerableser und Dekorateur. Für TRACKtate war irgendwie keine Zeit mehr. Wenn ich die letzten 5 Jahre an TRACKtate dachte, an meinen Blog, dann fühlte es sich so ein bisschen an wie der Anfang von Hänsel und Gretel. Ein armer Holzfäller-Papa schickt die eigenen Kinder in den Wald, weil er meint, dass er nicht genug Ressourcen zur Verfügung hat, sich hinreichend um sie kümmern zu können. Jetzt fühlt es sich an wie das Ende von Hänsel und Gretel: Die Kinder laufen zum Holzfäller-Papa zurück und dem fällt auf wie bescheuert er war. Nun: Es gibt keine sterbende Mutter und auch keine Hexe. Damit kann ich leben. TRACKtate ist zu mir zurückgekehrt. Wie froh ich bin.

Jetzt steht hier: Neuland, Neubeginn und Neuigkeit.

Die Neuigkeit ist: Ich werde hier wieder posten. Der Neubeginn besteht darin, dass ich nicht da weitermache, wo ich 2015 aufgehört habe. Bis 2015 habe ich hier vor allem Anekdoten, Rezensionen, Radiobeiträge (damals war ich verantwortlich für zwei Radiosendungen im freien Radio in Leipzig – radio blau) und kleine Reisereportagen veröffentlicht. Gerade Letzteres kann nun dann und wann auch passieren, soll aber nicht mehr den Dreh- und Angelpunkt bilden. Also; es wäre schön, wenn es weiter den Dreh- und Angelpunkt bilden könnte, nur mache ich kein Radio mehr und reise viel weniger als damals. Insofern handelt es sich wirklich um den Versuch auf altem Pflaster neue Wege zu gehen. Darum habe ich die meisten der alten Beiträge auch hier belassen. Nun aber Neubeginn. Das hat mit Neuland zu tun.

Ich bin Kulturwissenschaftler und Philosoph. Ich habe das nicht nur studiert. Das bin ich. Das bleibe ich. Ich bin aber auch etwas anderes. Ich bin seit dem 01.01.2020 Professor im Studiengang Soziale Arbeit. Ich bin ernsthaft darum bemüht, Brücken zu bauen zwischen meinen beiden Disziplinen und der Sozialen Arbeit als professionelle Handlungswissenschaft wie es heißt. Ich denke dieses Spannungsfeld wird ein Dreh- und Angelpunkt dieses Blogs werden. Neuland. Umfänglich. Ein zweiter Schwerpunkt soll die Essayistik sein. Ich möchte wieder mehr experimentell in kleinen Traktaten meine Gedanken zu kulturellen und gesellschaftlichen Phänomenen auf die Welt loslassen. Ungefragt. Ich denke, dass das Not tut. So!

Neue Wege auf altem Pflaster

Neue Wege auf altem Pflaster Bild von Reissaamme auf Pixabay

Auftakt: Das große Indianer-Abenteuer-Blog-Journal +++ Trailer zur literarischen Reisereportage „Zwei Sommer lang Indianer“

23 Feb

Liebe Leserinnen und Leser,

Wie einige aufmerksame Leser_Innen meines TRACKtate-Blog wissen, verbrachte ich den Sommer 2010 im Nordwesten der USA – genauer in Montana. Dort liegt Rocky Boy – das Reservat der Chippewa-Cree-Indianer. Nach meiner Rückkehr machte ich mich daran das Erlebte niederzuschreiben mit dem Ziel eine literarische Reisereportage für das Radio zu produzieren. Ich schrieb, entwarf, verwarf und fand schlussendlich in den beiden Sprechern Mirko Kasimir und Anja Lehmann zwei Profis, die mich bei der Umsetzung meiner Idee unterstützten. Michael Seiler (u.a. Verbrannte Erde, Interstate 5 und Crottendorf) komponierte die Musik und so entstand Schritt für Schritt ein 120-minütiges Hörstück.

27.07._Bild 1

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Keine Eltern, aber Onkelz – Der Versuch einer Annäherung an die Generation ’89

1 Jun

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Den ganzen Beitrag für das Kulturmagazin TRACKtate bei radio blau, kann man hier anhören:

Die heute oft als „friedliche Revolution“ bezeichneten Ereignisse im Oktober 1989 feierten im letzten Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Die Generation 89 ist heute, zwanzig Jahre später, Anfang Mitte dreißig und ungefähr genauso alt, wie es die Elterngeneration damals war. Als 1989 „Wir sind das Volk“ und später „Wir sind ein Volk“ skandiert wurde, waren sie zwischen 14 und 18 Jahre alt. Sie waren zu alt, um nicht von der DDR geprägt worden zu sein und zu jung, um nicht mit schier kindlicher Naivität in den autoritätenfreien Raum hineinzustolpern.

Foto von R.Arnold/Centraltheater

Für viele der Jugendlichen ging alles viel zu schnell. Ein Wechselbad mit Folgen, denn nicht selten führte das Überangebot an Möglichkeiten zu einer Schockstarre, die sich in gebrochenen Biographien, Zukunftsangst, Gewalt und Perspektivlosigkeit niederschlug. Der Staat existierte nicht mehr, viele Eltern hatten genug mit sich zu tun und so entstand ein Vakuum, in dem es sich erst einmal zu verorten galt.

In dem derzeit in der Skala in Leipzig aufgeführten Bühnenstück „FANZ 89/09“ versucht die junge Regisseurin Mareike Mikat aus Frankfurt/Oder genau diesen Umbruch aus der Perspektive der Generation 89 zu inszenieren. Was ist aus den Wendekindern geworden? Wie haben sie diese Zeit erlebt? Fragt neben dem Eventcharakter der „Wir-waren-damals-auch-dabei-Feierlichkeiten“ eigentlich jemand danach wie es wirklich war? Sind die Zonenkinder, die im Leipziger Osten träumten, alles was an Auseinandersetzung von Relevanz ist?

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