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Nichts ist sicher, außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters

6 Nov

Illustration von Josi Mark

Wenn man zwölf Jahre alt ist, gibt es nichts Lebenslustigeres als das Bestehen von Abenteuern. Nur ist in diesem Alter – zumal in Mitteleuropa – die Bandbreite möglicher Abenteuer bereits ausgemessen: Alle Apfelbäume wurden erklommen. Die Versuche, einen Tunnel ins Nachbardorf zu graben, sind allesamt gescheitert. Wenigstens das selbtgebaute Floß aber hat vielleicht die Fahrt ans andere Ufer des Baggersees mit wehendem „Dorfbande-Segel“ gemeistert. Auf der Rückfahrt erst zerfiel es in seine Einzelteile. Mit dem Floß zerbrachen auch die Hoffnungen auf richtige Abenteuer – so wie bei Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

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Back in the old days…

3 Apr

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Das soll kein Loblied auf die DDR werden. So viel steht fest. Fakt ist aber: Ich bin in diesem Land geboren und dort primärsozialisiert worden. Womit? Weniger mit Gewürzgurken, Pionierhalstuch und ATA als vielmehr mit Spielzeug. Auf einem Wochenendausflug nach Ilmenau konnte ich deswegen nicht widerstehen und habe das DDR-Spielzeug-„Museum“ besucht. Die Anführungsstriche haben ihre Berechtigung. Es handelt sich nicht unbedingt gleich um ein Museum, wenn jemand in einer Scheune verschiedenste Spielzeuge zusammenträgt und sie dort „ausstellt“. Auch hier wieder Anführungsstriche, denn zu einer Ausstellung gehört ebenso mehr als nur das Hinstellen von Dingen. Sei’s drum. Toll war es trotzdem, weil ich mit der materiellen Kultur meiner Kindheit nach 21 Jahren erstmal wieder in Berührung kam und ich den Mund gar nicht mehr zu bekommen habe vor lauter Staunen. So viele Dinge, die ich vergessen hatte, die mir aber einst sehr ans Herz gewachsen waren, türmten sich nur so vor mir auf. Deswegen an dieser Stelle ein paar Fotos von Gegenständen, die mich zurückversetzt haben in meine Neubaublock-DDR-Kindheit und in die Mitte meines Kinderzimmerteppichs. Vielleicht geht es dem einen oder der anderen Leser oder Leserin dieser Zeilen ebenso. Weiterlesen

Das Summen der Insekten

13 Aug

Letztes Jahr habe ich einen wunderbaren Dokumentarfilm auf dem Dok-Festival gesehen. „Das Summen der Insekten“ wird von der Kinobar Prager Fruehling in Leipzig am Montag, 23.08.2010 und Dienstag, 24.08.2010 jeweils um 19.00 gezeigt. Hier koennt ihr eine ausfuehrliche Rezension dazu lesen. Ihr koennt sie euch sogar anhoeren:

Hier kann man sich einen Trailer ansehen.

Diesen Film vergisst man sein Leben lang nicht mehr. Versprochen.

Keine Eltern, aber Onkelz – Der Versuch einer Annäherung an die Generation ’89

1 Jun

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Den ganzen Beitrag für das Kulturmagazin TRACKtate bei radio blau, kann man hier anhören:

Die heute oft als „friedliche Revolution“ bezeichneten Ereignisse im Oktober 1989 feierten im letzten Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Die Generation 89 ist heute, zwanzig Jahre später, Anfang Mitte dreißig und ungefähr genauso alt, wie es die Elterngeneration damals war. Als 1989 „Wir sind das Volk“ und später „Wir sind ein Volk“ skandiert wurde, waren sie zwischen 14 und 18 Jahre alt. Sie waren zu alt, um nicht von der DDR geprägt worden zu sein und zu jung, um nicht mit schier kindlicher Naivität in den autoritätenfreien Raum hineinzustolpern.

Foto von R.Arnold/Centraltheater

Für viele der Jugendlichen ging alles viel zu schnell. Ein Wechselbad mit Folgen, denn nicht selten führte das Überangebot an Möglichkeiten zu einer Schockstarre, die sich in gebrochenen Biographien, Zukunftsangst, Gewalt und Perspektivlosigkeit niederschlug. Der Staat existierte nicht mehr, viele Eltern hatten genug mit sich zu tun und so entstand ein Vakuum, in dem es sich erst einmal zu verorten galt.

In dem derzeit in der Skala in Leipzig aufgeführten Bühnenstück „FANZ 89/09“ versucht die junge Regisseurin Mareike Mikat aus Frankfurt/Oder genau diesen Umbruch aus der Perspektive der Generation 89 zu inszenieren. Was ist aus den Wendekindern geworden? Wie haben sie diese Zeit erlebt? Fragt neben dem Eventcharakter der „Wir-waren-damals-auch-dabei-Feierlichkeiten“ eigentlich jemand danach wie es wirklich war? Sind die Zonenkinder, die im Leipziger Osten träumten, alles was an Auseinandersetzung von Relevanz ist?

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